Medienlandschaft

Eine Tageszeitung war noch vor wenigen Jahren in den allermeisten Haushalten zu finden. „Meinung“ bildete man sich daneben aus dem uralten Radio und den klassischen Nachrichtensendungen der wenigen Fernsehanstalten. Weiterhin gab es die Diskussionen am Stammtischen und auf der Straße. - Im Großen und Ganzen war es das.


Informationen waren zu bekommen, sie zu hinterfragen und auf Wahrheit zu checken dagegen dem normal begabten Bürger kaum möglich. Radio und Fernsehen genossen eine hohe Glaubwürdigkeit, von der Boulevard-Presse war man Übertreibungen und Halbwahrheiten gewohnt. Damit konnte man beruhigt leben.


Als die von Konzernen unterstützten und finanzierten Sender den Markt eroberten, wurde das Medienbild bunter. Quoten wurden noch wichtiger, denn daran ermaß sich der wirtschaftliche Wert – natürlich auch für die öffentlich-rechtlichen Sender. Unterhaltung und seriöse Berichterstattungen suchten eine neue Balance und ich finde nicht, dass sich hier eine pauschale Abgrenzung ergab. Ob privat oder öffentlich, jeder saß von Zeit zu Zeit einem Bären auf, musste sich der Kritik stellen und Skandale überstehen.


Eine echte Revolution gab es erst mit der Entwicklung des Internets und dort allen voran durch das blaue F, welches Diskussionen in Echtzeit zwischen Einzelpersonen ermöglichte, die sich im realen Leben nie begegnen würden. Plötzlich wuchs die Zahl der Experten rapide. Einzelmeinungen, wenn sie denn einleuchtend formuliert und mit Scheinfakten angereichert sind, wirken so glaubhaft, dass sich kaum noch die Mühe gemacht wird sie zu überprüfen. Die Meinungsbildung wir damit zu einem Instant-Produkt. - Ein Zitat aus dem Zusammenhang gerissen, ein allenfalls oberflächlich gelesener Originaltext, Hass gegen bestimmte Sachlagen, eine radikale Gesinnung, ein überzogenes Geltungsbedürfnis – aus all dem setzt sich die neue Meinungsmache zusammen.


Insbesondere das öffentlich-rechtliche Fernsehen wird mit einem Mal, in meinen Augen von wirren Köpfen, zum Staatssender erklärt, dem man gar nicht mehr vertrauen könne. Merkel-, Panik-, Mainstream-Sender sind nur wenige Titulierungen. Einher geht dies immer wieder mit Kritik an den Rundfunkgebühren, die einerseits für die wirtschaftliche und politische Unabhängigkeit sorgen sollen, auf der anderen Seite aber natürlich trotzdem eine Zwangs-Abgabe sind.

Kritik daran ist durchaus in Ordnung, meine ich. Nebenbei bemerkt halte auch ich die Gehälter der Intendanten und Direktoren für zu hoch und Nebeneinkünfte aus der Wirtschaft, die sich aus Neutralitätsgründen widersprechen, für verwerflich.


Der Gedanke sollte dann aber auch weiter verfolgt werden: Was passiert, wenn die klassischen Sender verschwinden? Traut man TV- und Radiomachern eher, wenn sie von Konzernen gepusht werden und wie realistisch ist dann eine neutrale, sachlich kritische Berichterstattung? Wird das Fernsehen ohne die solidarische Zwangsgebühr billiger?


Sich seine eigene Meinung zu bilden ist anspruchsvoller geworden, will man nicht auf Fake-News herein fallen. Die Vielfalt der Quellen ist eine Auszeichnung für unsere Demokratie. Die gleiche Vielfalt erfordert aber auch mehr Sorgfalt. Hass verbreitet sich schnell und hinterlässt eine menschliche Trümmerwüste. Dabei wird eben jene Demokratie benutzt, um Propaganda und Feindschaften aufzubauen. Nicht alles muss man kommentieren, nicht hinter jedem Satz eine Gemeinheit vermuten. Ein freundliches Wort baut Brücken und klärt manches Missverständnis. Wer die Demokratie in Deutschland in Gefahr sieht sollte sich mal überlegen, was er alles äußern darf, ohne dafür mit Konsequenzen rechnen zu müssen. Ein friedliches Miteinander liegt in der Verantwortung eines jeden Menschen. Verletzendes Gedankengut zu posten, nur weil es aus der Decklung der Anonymität heraus leicht fällt, setzt keine geistige Stärke voraus auf die man stolz sein darf.