Im März 2024 nutze ich eine knappe Urlaubswoche für die Buchmesse in Leipzig. Diese fand vom 21.3. bis 24.3. statt und bot sich für ein interessantes Treffen, mir mehr oder weniger gut bekannter Buchautoren des Genres Hard-Science-Fiction an.
Dank des Deutschland-Tickets würde ich mobil bleiben und - so meine Hoffnung - das Auto nur für die An- und Abreise benötigen.
Es waren wenige Tage, in denen natürlich auch etwas von Leipzig wahrgenommen werden sollte. In der Vergangenheit war dies lediglich auf den Freizeitpark Belantis und den winterlichen Leipziger Zoo begrenzt.
Unterwegs hatte ich doch etwas zu kämpfen um munter zu bleiben. Dies lag zum Teil an die dichter gewordenen Arbeitstagen, aber natürlich auch an der Tatsache, dass es sich alleine einfach nicht so angenehm in den Urlaub fährt.
Wie mein Auto bei der Anreise sein rechtes Spiegelelement verlor, wird mein Geheimnis bleiben. Es hatte jedenfalls einen ungeplanten Werkstattbesuch am nächsten Tag zur Folge.
Dessen ungeachtet war meine Ankunft in Machern angenehm. Das "Hotel im Kavalierhaus" liegt innerhalb der Anlage vom Schloß zu Machern - wann hat man schon mal so eine originelle Unterkunft!
Der Bahnhof, der mittels der S3 mein Tor nach Leipzig darstellte, liegt nur wenige Fußminuten entfernt. Dies erkundete ich unverzüglich, noch an diesem Mittwoch Nachmittag.
In Leipzig sah ich mich bestärkt darin, dass man sehr gut mit dem Nahverkehr und natürlich zu Fuß vorankommt. Mir ging es um eine grundsätzliche Orientierung für die nächste Zeit, wie es etwa zur Messe geht. Alleine im Bahnhofsgebäude kann man lange verweilen und sich mit allem versorgen. Vom Nordsee – Restaurant war ich allerdings wenig überzeugt: Zähe Bratkartoffel und Fisch, der sich für das Prädikat „Nordsee“ schämen würde. Immerhin war das Personal freundlich.
So neigte sich der Anreisetag auch schon dem Abend zu. Die Fahrt mit der halbstündigen S3 brachte mich nach Machern und meine Füße weiter zum Kavalierhaus.
Wie eingangs angedeutet, hatte ich für heute früh um 8 Uhr einen Termin bei Ŝkoda. Ein mit Mitteln aus dem Verbandskasten geflickter linker Außenspiegel ist nun mal inakzeptabel. Die Reparatur hatte ich tatsächlich unmittelbar nach der Ankunft, noch vor dem Verlassen des Autos vereinbaren können.
Der Tag begann also mit dem Frühstück gleich um 7 Uhr. Zum Autohaus war überwiegend rechts abzubiegen, was mir sehr entgegen kam. Lange dauerte es auch nicht und die Rechnung viel zweistellig aus, da kann man nicht meckern!
Weil es in der Nähe lag, fuhr ich noch beim Völkerschlachtdenkmal vorbei. Geöffnet hatte es allerdings noch nicht und verdiente sowieso einen separaten Besuch. Immerhin war der erste Eindruck beeindruckend. Das Monument ist größer, als ich es mir vorgestellt hatte.
Den Start der Buchmesse wollte ich natürlich nicht versäumen. Am Vortag hatte es die Eröffnung schon auf politischer Ebene gegeben. Dabei wurde Bundeskanzler Olaf Scholz ausgebuht. Mit den Eindrücken der nächsten Messetage hatte dies allerdings nichts gemeinsam. Hier herrschte größte Friedlichkeit, was gerade bei den großen Massen an Menschen fast schon verwunderte.
Brandon Q. Morris (im Bild links) begegnete mir 2018 als Autor von Hard-SF. Mit seinem The Hole überwand ich eine generelle Leseflaute und lernte Brandons Schreibstil zu schätzen. Nach und nach habe ich sämtliche seiner Bücher erworben: Meine Kindle-Bibliothek zählte, zum Zeitpunkt der Buchmesse, 57 Bücher allein von ihm. Brandons Schreibtempo als Leser nachzukommen, ist immer wieder eine schöne Herausforderung.
Am Gemeinschaftsstand der SF-Autoren, auf der Messe kam ich zunächst mit Philipp Tree, Cliff Allister und Thariot ins Gespräch. Brandon tauchte etwas später mit seinem blauen NASA-Helm auf und verpasste auch prompte den Beginn seiner eigenen Lesung.
Philipp Tree ist unschwer als Bruder von Joshua zu erkennen. Für ihn ist Schreiben eher eine schöne Nebenbeschäftigung. Dem Thema Zukunft ist er in starker Weise zu gewandt, was sich beispielsweise in dem gemeinsamen Science-Fiction Podcast von Joshua und Philipp Tree. <https://treecorder.de/> zeigt. Auf der Buchmesse selbst war er bei den Podiumsdiskussionen sehr engagiert, etwa als es um den Einfluss und die Zukunft mit Künstlicher Intelligenz ging.
Autor Cliff Allister lebt auf Zypern. Mit aktuell 20 EBooks in meiner Sammlung, rangiert er bei mir auf Platz 2. Über Facebook folge ich ihm bereits eine ganze Weile. Cliff Allister hat einen ganz eigenen Schreibstil und bezeichnet sich selbst gerne als Märchenonkel. Unterhaltung liegt ihm und Raumschlachten sind in seinen Romanen häufig und imposant ausgestaltet. Allister traut sich aber auch an Aliens heran, die nicht grundsätzlich böse daherkommen. (Manche natürlich schon.) Neben Einzelromanen, macht es auch Spaß seine Serien zu lesen, in denen sich lieb gewonnene Protagonisten über weite Zeitspannen hinweg entwickeln.
Hinter einem von diesem Autor hier erworbenen Buch, Die Anomalie: Die Dunkle Ebene 1 verbirgt sich eine solche Fortsetzung. Nämlich aus dem Zyklus Die Hegemonie von Krayt heraus. Cliff Allister war sich im nach hinein unsicher, ob dies bei den Lesern so angenommen wird - selbst wenn sich die neue Serie ohne Vorwissen, völlig eigenständig lesen lässt. Der Prozess des Schreibens, dass konnte ich bei allen Autoren heraushören, ist nicht selten mit bedeutsamen Entscheidungen verknüpft.
Noch zu Hause hatte ich Tambora begonnen. Dieser Roman entstand auf Zypern, zusammen mit Christian Montillon, der unter anderen als Autor von Perry Rhodan Romanen bekannt ist und entsprechend das kooperative Schreiben anhand eines Exposé beherrscht. Beide Schreibakrobaten ergänzen sich in Tambora von Kapitel zu Kapitel wunderbar und kreieren eine SF-Geschichte vor historischer Kulisse. Das schicke, gebundene und von Cliff gewidmete Buch musste ich hier einfach noch erwerben.
Das dieses Buch den Weg nach Hause nicht ganz mitgemacht hat lag daran, dass ich Tambora bei einem Zwischenstopp meinem lieben Cousin Frank geliehen habe. Ausgelesen habe ich es aber dennoch innerhalb weniger Tage auf dem Kindel - und war begeistert!
Der Österreicher/Australier Ivan Ertlov und Ralph Edenhofen, der als 2. Physiker am Stand besonders eng mit der Hard - Science Fiction verbunden ist, sind mir bisher nur dem Namen nach untergekommen. Aber dies hat sich Dank der Leipziger Buchmesse geändert. Beide brennen für ihre schriftstellerische Leidenschaft und könnten problemlos Lesungen ohne Vorlage halten, so mein Eindruck. Besonders mitreißend beschrieb mir Ertlov die Ideen aus Stargazer und Mutation. Der zuletzt genannte Titel hätte mich inhaltlich auf eine falsche Fährte gebracht.
Interessant fand ich, dass manche Themen von vielen Autoren aufgegriffen werden und sie daraus Geschichten in bunter Vielfalt präsentieren. In Bezug auf Humor gab es Schnittmengen zwischen Ertlov und Thariot, die sich schreibtechnisch in kein Korsett stecken lassen. Nun, dass werde ich selbst noch ergründen und freue mich schon, die auf der Messe erworbenen und signierten Bücher lesen zu können. Spontan hatte ich festgelegt, von jeden Autoren etwa zwei Bücher mitzunehmen. Das war dann doch so viel, dass ich den Einkauf auf zwei Tage verteilen musste.
Thariot hat es am ersten Tag mit den beiden Büchern Das String - Paradoxon und Nomads in meine Tasche geschafft. Das Gespräch mit ihm fand ich sehr angenehm und hat mich neugierig gemacht, seine geschriebenen Phantasien kennenzulernen.
Nach dem ersten Messetag hatte ich im Hotel meine Auswertung vorgenommen und festgestellt, dass mir ein Autor durch die Lappen gegangen war: Arne Danikowski. Auch er war mir bislang unbekannt. Am Folgetag stellte sich heraus, dass Arne tatsächlich mit einen Tag Verspätung am Stand angekommen war.
Das begonnene Gespräch musste ich kurz unterbrechen, um der Diskussion von Joshua Tree, Ivan Ertlov, Thariot und Philipp Tree nicht zu verpassen. Spannend ging es hier um Künstliche Intelligenz, die sich zwar heute noch in den Anfängen befindet, dabei jedoch bereits ihr Eigenleben beginnt. Die Fragen sind vielfältiger Natur. Etwa, welche Quellen eine KI nutzen sollte, um sich einerseits selbstständig zu entwickeln, den Schutz der menschlichen Individualität aber dauerhaft achtet. Bereits bei der Definition von Menschlichkeit scheiden sich die Geister.
Im Anschluss ging es wieder zu Stand B501. Just als bei der Bücherwahl Danikowskis Der Helix-Faktor fixiert war, kam die Cover-Künstlerin sprichwörtlich um die Ecke und begrüßte den Autor freundschaftlich.
Die Chemie scheint zu passen, was für die durchaus nicht billige Teilnahme an der Buchmesse wichtig ist. Gelegentlich verpasste Lesungen, weil es am eigenen Stand gerade so spannend war, sprechen für meine Einschätzung.
Arne Danikowski, Brandon Q. Morris, Cliff Allister, Ivan Ertlov, Joshua Tree, Philipp Tree, Ralph Edenhofer, Thariot - das waren die an Stand B501 präsenten Autoren.
Daneben waren weitere Namen in aller Munde. So sprang Ralph Edenhofer bei der Lesung für Timo Leibig ein und auch Christian Montillon betrachtete die Aktivitäten in Leipzig offensichtlich genau und beabsichtigt im nächsten Jahr hier Zeit zu investieren.
Obwohl mein Platz limitiert und auch Bequemlichkeit eine entscheidende Rolle spielt gibt es doch Ausnahmen, in denen ich nicht ausschließlich zum elektronischen Buch greife. Physisch gedruckte Bücher sind äußerst dekorativ und natürlich persönlicher, gerade wenn sie unmittelbar aus der Hand des Autoren kommen. So sieht es nach meiner Rückkehr aus Leipzig in meiner Schrankwand etwas bunter aus. Tambora fehlt hier, wie ich weiter oben beschrieben habe.
Im Bahnhofsgebäude gab es einen Stand von Ärzte ohne Grenzen e.V. Generell lasse ich mich nicht zu übereilten Entscheidungen bewegen, die eine Dauerspende zur Folge haben. Hier lag es nun etwas anders.
Zum einen hat die Organisation einen sehr guten Ruf und ist mir für ihre Arbeit in Kriesengebieten sympathisch. Hinzu kam der für die Spendenwerbung gut geeignete "Paul", den ich nicht einfach abwimmeln wollte, eben weil ich von Ärzte ohne Grenzen schon lange überzeugt bin.
Fazit: Seit Leipzig bin ich Unterstützer.
Ein Highlight gab es am Samstagabend, unweit der Nikolaikirche im Zentrum von Leipzig. Brandon Q. Morris hatte einen Tisch im Peter Pane reserviert, den wir in einer gemütlichen 5er-Runde bevölkerten. Nebst Vorstellungsrunde und Unterhaltungen über Messe, Projekte und das Leben dazwischen, war es kurzweilig und für mich ein gelungener Abschluss, bevor es am nächsten Tag wieder nach Hause ging.
All die schönen Bücher, die ich aus Leipzig mit nach Hause nahm, wollen natürlich mit besonderem Genuss gelesen werden. Was liegt da näher, als dies hier öffentlich zu zelebrieren?
Von Tambora schrieb ich bereits einige Zeilen: 19. Jahrhundert, ein Vulkanausbruch in Indonesien, das Wirken von Außerirdischen - all dies in einer schriftstellerischen Kooperation zwischen Cliff Allister und Christian Montillon, die eine wunderbar originelle Geschichte, vor historischer Kulisse abliefern. - Wäre ich Juror, bekäme Tambora die volle Punktzahl und das schöne Cover von der gebundenen Ausgabe noch einen extra!
Weiter ging es mit Die Anomalie: die Dunkle Ebene 1, ebenfalls mit einigen Worten weiter oben erwähnt. Autor ist hier Cliff Allister (und nur er;-)) Da ich die Hegemonie von Krayt vollständig gelesen habe, war die Fortsetzung ganz klar erkennbar. Selbst wenn in der Handlung viel Zeit vergangen ist und die Goldene Nova nicht mal die erlittenen Schäden aus den zurückliegenden Kämpfen abschütteln konnte. Generell gefällt mir gut, dass jener Zufallsfund der Hinterlassenschaften der Ersten seine Tücken hat und damit bei weiten nicht die Preisgabe deren Wissens in seiner Gesamtheit sichergestellt ist.
Mit der neuen Reihe wird auch ein neues Kapitel aufgeschlagen, nachdem zuvor unnötige Konflikte mit den etablierten Mächten thematisiert wurden. Zur Einigung wird in der Science-Fiction häufig der Weg über eine große, gemeinsame Gefahr verwendet. Der Titel ist somit Programm und führt zu denen die es den Menschen aufs äußerste verübeln, das Erbe der verhassten Ersten angenommen zu haben. Wenn Cliff sich selbst auch als Märchenonkel bezeichnet, beschreibt er dennoch physikalische Phänomene eindrucksvoll und plastisch, dabei kreativ und einfallsreich. Von dieser Art von Tor oder Durchgang habe ich jedenfalls bisher nichts vergleichbares gelesen oder in Filmen gesehen.
Als Reihe bringt es Die Anomalie mit sich, den Band nie mit einer allumfänglichen Auflösung abschließen zu dürfen. Ein Cliffhanger muss erarbeitet und von den Lesern akzeptiert werden. Spielen in einem Roman Haupt-Protagonisten eine insgesamt tragende Rolle, schränkt dies bestimmte Geschehnisse ein. Ein so bemanntes, unter Beschuss geratenes Schiff, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht untergehen. So jedenfalls ist momentan meine These.
Nachtrag: Zwischendurch habe ich die abschließende Fortsetzung als E-Book gelesen: Das Inferno Protokoll: Die Dunkle Ebene 2.Cliff Allister spart in seinen Büchern (nicht nur in diesem) nicht an, im positiven Sinne ausschweifender Darlegungen historischer, wie auch gesellschaftlicher Kritik. Er geht auf Errungenschaften und Irrwege ein, wodurch er mir als Mensch und Autor höchst sympathisch ist.
Zu dem Buch sei gesagt, dass es in entscheidenden Teilen auch in der Dunklen Ebene spielt, der Schlachtplatz aber im Sol-System liegt. Die Lösung findet sich tatsächlich in einem Protokoll, welches in einer gewagten Aktion präsentiert wird.
Mutation ist das erste Buch, welches ich von Ivan Ertlov lese. Schon die ersten Zeilen schafften es, mich in ihren Bann zu ziehen, wofür der einzigartige Schreibstil verantwortlich ist. Ertlov lässt die Geschichte von seinem Protagonisten, den Captain a.D. John Harris, erzählen oder viel mehr erleben. Das beinhaltet all das, was einer Person so durch den Kopf geht, inklusive Erinnerungen und den innersten Gedankengängen. Daraus ergibt sich ein Echtheitsgefühl, in dem der Titel des Buches vorrangig gar keine Rolle mehr spielt und ich gespannt auf den nächsten Satz bin, manchmal auch zum Schmunzeln innehalte.
Dabei ist die Thematik durchaus ernst und konfliktträchtig, weil sich Harris mit den ganz großen anlegt, womit er unter normalen Umständen - als Captain ohne sichtbarer Crew - nicht durchkommen würde. Seinem eigenen Moralverständnis nachgehend, weicht er mit seiner Avatar kaum einer Schlacht aus.
Kohärenz steigt unverzüglich in den Aufbau seines Szenarios ein, bei dem mir auch tatsächlich diverse Aufbauspiele in Erinnerung kommen: Neubesiedlung von Kolonien, Abbau von Rohstoffen, Bau von Infrastruktur und Raumschiffen, stete Forschung und Entwicklung. Doch halt! - Forschung und Entwicklung ist in Kohärenz ein Feld aus ganz dünnem Eis. Ralph Edenhofer stellt eine weit, weit entfernte Gesellschaft vor, die nach beinahe zur völligen Vernichtung führenden Kriegen, nun auf eine für die gesamte Menschheit geltende Gleichschaltung setzt. Obwohl die Menschheit einen hohen technischen Stand erreicht hat und immer neue interstellare Kolonien aufbaut, Geist und Körper voneinander abgekoppelt fast mit Unsterblichkeit gleichzusetzen sind, droht dem all zu engagierten Forschergeist die komplette Auslöschung der betreffenden Kolonie...
Ja, Ralph Edenhofer ist ebenfalls ein begnadeter Autor, der ein Buch ohne "Längen" füllt und in der Lage ist, seine Vorstellungen genau so an den Leser weiter zu vermitteln. Im Gegensatz zu dem vorgenannten Buch (Mutation, von Ivan Ertlov) habe ich hier allerdings eine Ahnung, wie es weitergehen könnte. Das ist jedoch keinesfalls plump und natürlich hält sich Edenhofer nicht an meinen Vermutungen. Kohärenz ist auch ein Buch mit richtigen Ende, wenn es mich auch nachdenklich zurückgelassen hat.
Weiter geht es mir Arne Danikowski und Der Helix-Faktor! Wie in den Büchern zuvor, habe ich zusätzlich das eBook erworben, weil es im Alltag einfach bequemer und immer dabei ist. Begonnen habe ich es an einem späten Abend und schaffte doch noch drei Kapitel. Von Science Fiction ist da noch nicht so viel zu erkennen, wohl aber von einem düsteren Umfeld, in dem Leben seinen wirtschaftlichen Wert haben muss und die Jüngsten viel zu früh mit brutaler Härte konfrontiert werden. Bis hier her für mich erst mal ein Thriller... und was für einer!
Der Roman beschreibt den Werdegang von Schwester und dem jüngeren Bruder Flemming, die ihre Mutter durch die Hand ihres Vaters verloren haben und sich auf der Flucht aus den Augen verlieren. Sie geraten jeweils in ein neues zu Hause, wie es unterschiedlicher nicht sein könnte und entdecken ihre unheimlichen Fähigkeiten, die natürlich mit dem Buchtitel zu tun haben.
Als jemand der Gewalt und Gemetzel nicht so gerne zur Unterhaltung haben möchte, war der Der Helix-Faktor zunächst etwas zweifelhaft. Packend - aber eben doch eine Spur zu heftig. Das Packende überwog letztlich sehr schnell und ließ mich das Buch kaum aus den Händen legen.
Danikowski erzeugt ein stimmiges Umfeld, in dem sowohl das Piratenleben aufseiten des Jungen, als auch das Heim seiner Schwester, im Zentrum der mächtigen Osaka Corporation, glaubhaft vermittelt werden.
Wie sie schließlich wieder zueinanderfinden und über die Abenteuer und Hintergründe, möchte ich hier nicht verraten. Der Helix-Faktor mit dem Buch-Cover von Giusy Ame, trifft meinen Geschmack und war eine prima Empfehlung von Arne Danikowski!
Das String-Paradoxon stammt von Thariot. Die einleitenden Seiten, wenn man es so sagen will, haben mich gleich mehrfach zum Lachen gebracht. Humor ist eindeutig ein Stilelement, dass Thariot einzusetzen weiß.
Auch hier ist es die ganze Geschichte, die zählt. Das die Erde nur noch etwas mehr als 47 Jahre existiert, ist dabei nur der Drehpunkt von allen und Grund dafür, dass Geheimdienste und Regierung versuchen, das Unvermeidliche zu kontrollieren. In erster Linie soll alles so lange wie möglich vor der Öffentlichkeit verheimlicht werden.
Das Buch nimmt mich gleich mit und ist flüssig zu lesen. Es gibt reichlich Szenen die zum Schmunzeln sind und interessante Charaktere, die die Geschichte aus unterschiedlichen Richtungen voranbringen.
Klasse gelöst finde ich die Art und Weise, wie Thariot ein extrem theoretisches Phänomen anschaulich darstellt. Die letzten Kapitel gestalten sich wie ein Countdown, der auf ein Alles oder nichts zurast.
Das String-Paradoxon ist super spannend geschrieben.
Da ich das Buch Singularity von Joshua Tree zu einem ungünstigen Zeitpunkt begann, in dem meine Aufnahmefähigkeit kaum vorhanden war, habe ich noch mal auf die erste Seite zurückgeblättert und neu angefangen zu lesen. Wie auch in anderen Bücher, findet die Handlung an mehreren Schauplätzen, mit ihren auf den ersten Metern ganz und gar unterschiedlichen Protagonisten, statt. Zusammenhänge sind anfangs schwer zu erkennen und erfordern, zumindest bei mir, etwas Konzentration.
Laut der einleitenden Begriffsbestimmung meint der Autor, mit der titelgebenden Singularität eine künftige Epoche, in der es keinen Unterschied zwischen Mensch und Maschine gibt und in der physikalische und virtuelle Realität nicht mehr unterscheidbar sind. An einer Stelle im Buch wird es weiter auf den Punkt gebracht:
"Wenn du in einer Umgebung lebst, die sich von der Realität nicht mehr unterscheidet, dann stellen sich zwangsweise Fragen" ... "Ist auch diese Realität eine Simulation?"
Für mich klingt dies nach etwas was hoffentlich (gute) Science Fiction bleibt. Es gruselt mich in der Vorstellung schon ein wenig.
Mein erster Eindruck zum Buch macht sich also bei diesem Bild fest und wird schon auf der ersten Seite vorangebracht. Joshua führt schnell in die Welt ein, die für die Dauer des Lesens seine Gültigkeit besitzt. Hier brauchen wir kein Smartphone oder Echo Dot. Die Technik steckt gleich in unserem Kopf, wo sie mit dem Gehirn verkabelt ist. Okay, diese Vorstellung gruselt mich weiterhin. Vielleicht weil auf besagter ersten Seite eine total reale Umgebung besteht, die weitgehend virtuell generiert ist, ohne dass dieses Element mehr als einen Nebensatz erfordert: Die Fahrt auf dem Katamaran, der Genuss eines Steak vom Kobe-Rind, samt Stoffserviette und dem Wahlgesang.
Die in Singularity skizzierte Welt ist keineswegs ein Paradis für alle. Es bleiben immer Menschen auf der Strecke, die auf Wohlwollen angewiesen sind. Hier nochmals ein Zitat dazu:
"Wusstest du, dass die neue, verbesserte Menschheit sich hinter vorgehaltener Hand Homo nobilis nennt? Man möchte sich ebenso vom Homo sapiens abgrenzen, wie Homo sapiens sich von Affen abgrenzen wollten. Wir sind doch keine Primaten! Jeder wusste, dass wir noch immer Homo sapiens sind, obwohl mich vermutlich mehr von dir unterscheidet als dich von einem Orang-Utan." ... "Entschuldige, ich wollte dich nicht beleidigen."
Diese Erzählung, die ihre Protagonisten über Lichtjahre hinweg doch eng verknüpft hält und die bei aller aufgewandter Phantasie vorstellbar wird, weil bislang so manche umsetzbare Idee den Weg in die Realität gefunden hat, endet verblüffend. - Ich sollte Singularity irgendwann noch einmal lesen: Daumen hoch!
Mit 107 Seiten ist Die Einberufung von Arne Danikowski das dünnste Buch. Es handelt sich um Band 1 von Die Johnson Chroniken, mit der bewusst eine kurzweilige, quasi am Lagerfeuer erzählte Geschichte gesponnen wurde. Es dient wohl auch dem besseren Verständnis der Operation Phoenix (dazu jedoch an späterer Stelle mehr).
Wie auch immer - Jay-Jay steht für John James Johnson. Er ist der Type, der am Lagerfeuer seine Geschichte erzählt. Als Protagonist ist Jay-Jay der Spross der imperialen Space Navy, die im Königreich Amero ansässig ist, welches wiederum der kaiserlichen Imperatrix untergeben ist. Im Imperium herrscht ein brutaler Krieg, gegen eine noch brutalere Alien-Rasse. Jay-Jay führt einen entscheidenden Trupp an, welcher das unwahrscheinliche erreicht...
Nun, ich möchte natürlich nicht zu viel verraten. Außer das besagtem John James Johnson eine Schlüsselrolle in der gesamten Reihe zukommt und er mir in auf den ersten Seiten als mächtiges Arschloch erscheint, wenn er anscheinend Freude dabei hat, seine Truppe aufs äußerstes zu demütigen. Dies relativiert sich recht schnell in Hinblick auf die wichtige Aufgabe, dem Gegner Einhalt zu gebieten.
Ein zweiter Part, der in einer Reihe von Prologen daher kommt, findet abseits des Lagerfeuers statt - so jedenfalls mein Eindruck nach dem ersten Band. Da ist eine uralte Macht, die man wohl als Erschaffer bezeichnen kann, keinesfalls aber als Gott. Jedenfalls ist ES für alles verantwortlich und hat sich dabei mächtig verausgabt. Wie es der Zufall will, kommt da die Erde ins Spiel, auf der die junge Kaiserin herrscht und selbstredend Jay-Jay.
Die Einberufung liest sich als gelungener Auftakt von dem ich gern wissen möchte, wie es nach dem Cliffhanger weitergeht. Dass ein Kaiserreich real nicht mehr tagesaktuell ist, mag an der Eigenart des Erzählers liegen, der natürlich versichert, alles habe sich genau so zugetragen. - Fazit: Toll geschrieben, gern gelesen!
Welches der 2024 in Leipzig erworbenen Bücher ich als nächstes lese, habe ich diesmal ausgewürfelt. Die "2" symbolisierte Die Entdeckung, einem Science Fiction Thriller von Joshua Tree. Und ja, im ersten Rutsch habe ich glatt den ersten Teil verschlungen, den ich als äußerst spannend empfunden habe. Genau genommen ist hier allerdings gerade mal das stellen der ersten Weichen zu verzeichnen, das Gezerre von Politik und dem amerikanischen Machtapparat.
Der Einband des auf 385 Seiten kommenden Thrillers fasst die Handlung möglicherweise schon in Teilen zusammen. Da ist ein Krater auf der südlichen Hemisphäre unseres Mondes, in dem ein metallisches, mutmaßlich außerirdisches Objekt entdeckt wurde, welches sich der Erde bemerkbar gemacht hat. Nachdem die Amis diese Entdeckung anfangs allein für sich beanspruchten, gelangte auch China an entsprechende Informationen. So wiederholt sich der Wettlauf zum Mond erneut mit dem Unterschied, dass es dort etwas völlig unbekanntes zu untersuchen gilt.
Tja, es wird dann doch klar, warum man die Chinesen lieber nicht dabei haben wollte und weshalb Militär und Geheimdienst über Leichen gehen. Denn die Entdeckung auf dem Mond hat es wirklich in sich! Mehr möchte ich hier allerdings nicht verraten.
Joshua Tree überzeugt mich mit seinem Thriller, der die Szenerie glaubhaft beschreibt und gut ausgeleuchtete Protagonisten ins Rennen schickt.
NOMADS - Kinder der 1000 Sonnen, geschrieben von Thariot, habe ich bis zur Leipziger Buchmesse 2025 leider noch nicht ausgelesen. Es gehört zu den Büchern, die nicht mal eben zwischendurch gelesen werden können. Es ist anspruchsvoll ausgelegt und erfordert genaues „zuhören“, um das gesamte Setting zu erfassen. Dies hatte ich bei den weiter oben gelesenen Büchern bisher nur bei Singularity von J. Tree.
Den Anfang macht ein Tauchgang auf einer Welt, irgendwo fern der Erde. Mit dieser Ruhe geht es dann allerdings nicht weiter. Es wird quasi im laufenden Betrieb ein fremdartiges Gesellschaftssystem vorgestellt, nebst einer Menge an Protagonisten, Nebendarstellern und Begebenheiten, die sich langsam – wenn man aufmerksam bleibt – zu einem farbenfrohen Bild zusammensetzen. Auf den ersten Metern wirkt es auf mich eher düster, was ja für eine Geschichte nicht negativ sein muss.